Welche Auswirkungen hat trockene Luft
auf die Verbreitung von Grippeviren?
Durch niedrige Luftfeuchten wird die Ausbreitung von Grippeviren (Influenza) und dadurch die Gefahr einer Ansteckung und einer oft schweren oder sogar tödlichen Erkrankung erheblich gefördert und gesteigert, so das Ergebnis einer neuen Studie der Universität Yale.
Aber auch das Robert-Koch-Institut (RKI) erfasst in seinen Berichten zur Epidemiologie der Influenza die in Deutschland durch Grippe ausgelösten Krankheits- und Todesfälle zeigt einen Zusammenhang zu den kalten (trockenen) Winterperioden. Im Bericht für 2017/2018 kommt das Institut zu folgenden Ergebnissen (siehe Diagramm: Anzahl akuter, respiratorischer Infektionen):
- Die Grippewelle startete gegen Jahresende (KW 50), erreichte ihren Höhepunkt im Februar und März
(KW 6 bis KW 12) und klang dann im April langsam ab.
- 2017/2018 registrierte das RKI rund 9 Millionen Arztbesuche und 45.000 Einweisungen in Krankenhäuser, die durch Grippeinfekte hervorgerufen wurden. Darüber hinaus schätzt das Institut weitere 5,3 Millionen Influenzabedingte Arbeitsunfähigkeitstage ohne einen Krankenschein vom Arzt.
- Besonders stark von der Grippe betroffen sind Personen im Alter über 35 Jahre. Laut RKI zeigen die Daten für 2017/2018 eine enorme Zunahme der Grippefälle gegenüber den bisherigen Spitzenjahren 2012/13 und 2014/15 um 2 Millionen Erkrankungen! Die hier abgebildete Grafik ist eine Statistik des Robert-Koch-Instituts zu Influenza bedingten Krankmeldungen im Jahr 2017/2018 zeigt eine eindeutige Spitze in den kühlen, trockenen Jahreszeiten zwischen Dezember und März (ausgewertet wurden hier 332.873 gemeldete Krankheitsfälle).
Aktuelle Studienergebnisse der renommierten Universität Yale
Die Grafik zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen den Grippeerkrankungen und einer geringen Luftfeuchte in den Monaten Dezember bis April.
Ob dieser Zusammenhang tatsächlich vorhanden ist, wurde auch in der Medizin kontrovers diskutiert. Der Beweis gelang nun im Mai 2019 Forschern der renommierten amerikanischen Universität Yale in ihrer jahrelang durchgeführten Studie „Low ambient humidity impairs barrier function and innate resistance against influenza infection“. Ohne nun zu tief auf medizinische Details dieser Studie zum Einfluss einer geringen Luftfeuchte auf die Ausbreitung von Grippeviren und die Resistenz von Menschen gegen Grippeviren einzugehen, lauten wichtige Erkenntnisse und Ergebnisse der Forscher wie folgt:
- Der Zusammenhang zwischen einer geringen Luftfeuchte und der Überlebensfähigkeit und Ausbreitung von Grippeviren ist vorhanden und wurde eindeutig nachgewiesen.
- Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit verringert den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege und führt dadurch zu einer geringeren Widerstandsfähigkeit des Immunsystems gegenüber Viren. Wenn das Virus die Schleimschicht der Atmungsorgane als erste Immunbarriere durchbricht, wird Interferon abgegeben, um Gene zu aktivieren, die die Viren bekämpfen und blockieren. Wenn es dem Virus gelingt, auch diese
zweite Abwehrstufe zu durchbrechen, wird als dritte Stufe das Immunsystem aktiviert, das virusspezifische Immunantworten auslöst. In einer Umgebung mit einer zu geringen Luftfeuchtigkeit werden diese drei Barrieren wirkungslos und führen zu einer Grippeerkrankung.
- Die Stärke der Erkrankung verschlimmert sich bei niedriger relative Luftfeuchtigkeit unabhängig von der Viruslast.
Zudem hemmt eine zu geringe Luftfeuchtigkeit die Reparaturfähigkeit des Zellgewebes.
Forschungsleiterin Akiko Iwasaki fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen: Unsere neuen Erkenntnisse zur Luftfeuchte und die daraus folgenden Aspekte und Maßnahmen zur Verringerung von Grippeerkrankungen sind von enormer Bedeutung, da saisonale Grippeinfektionen weiterhin zunehmen und weltweit jährlich mindestens eine halbe Million Todesfälle verursachen.
Die Studie zeigt eindeutig, dass trockene Raumluft Grippeauswirkungen verstärkt.
Auch wurde nachgewiesen, dass eine relative Luftfeuchte zwischen 40 und 60 % eine virale Infektion minimiert und den Übertragungsprozess erschwert. Unsere Empfehlung lautet daher: Eine geringe Feuchte ist zwar nicht der einzige Faktor, der zur Verbreitung von Grippeviren und zu Krankheiten führen kann. Das Sicherstellen einer relativen Luftfeuchte von mindestens 40 % besonders in den kühlen und trockenen Jahreszeiten ist aber eine geeignete Maßnahme, um die Ausbreitung von Grippeviren und die Zahl der Erkrankungen erheblich zu verringern.