Gutes Klima für Oldtimer:
Korrosion vermeiden und Werte bewahren
Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,
zum Werterhalt eines Oldtimers gehört auch eine geregelte Luftfeuchte am Stellplatz. Gleich, ob VW Käfer oder BMW Baureihe 02, Tin Lizzie oder Pontiac Firebird – Oldtimer sind ein eindrucksvolles Zeugnis der historischen Entwicklung der Mobilität. Die Liebe zu alten Fahrzeugen ist ungebrochen, allein in Deutschland ist in 2022 laut einer aktuellen Auswertung durch den Verband der Automobilindustrie (VDA) und die BBE Automotive GmbH der Bestand von Pkw mit H-Kennzeichen sowie Emissionsklasse 0098 im Vergleich
zum 1. Januar 2021 um rund 10 Prozent von 584.476 auf 648.365 Einheiten gestiegen.
Viele Besitzer und Betrachter verbinden mit Oldtimern oft ganz besondere persönliche Erinnerungen.
Das macht die Fahrzeuge für sie emotional wertvoll. Sie sind aber auch ganz nüchtern betrachtet kostbar:
Auf Basis des Bestands von 2020 repräsentieren die Oldtimer in Deutschland einen Wert von 24 Milliarden Euro. Oldtimer-Besitzer und Sammler verbringen Jahre damit zu sparen, nach ihrem Traumauto zu suchen und es zu restaurieren, oder geben teils hohe Summen für ein Exemplar in Ausstellungsraumqualität aus.
Diese monetären und ideellen Investitionen wollen geschützt werden.
Dabei spielt die korrekte Lagerung des Oldtimers eine entscheidende Rolle. Natürlich sollen vor allem Diebstahl und Beschädigungen verhindert werden. Doch auch der Schutz vor einem teils viel schlimmeren Gegner sollte nicht aus dem Auge verloren werden: die Korrosion.
Kondensat bildet den Nährboden für Rost
Dazu ein wenig Theorie: Trifft wärmere und feuchte Raumluft auf eine kühlere Oberfläche, bildet sich Kondensat. Durch die rasche Abkühlung der Luft in unmittelbarer Nähe der Oberfläche erreicht diese sehr schnell ihren Taupunkt, das heißt denjenigen Zustand, in dem die Luft bereits zu 100 Prozent mit Wasserdampf gesättigt ist und entsprechend keine weiteren Wassermoleküle mehr aufnehmen kann. In der Folge kondensiert der überschüssige Wasserdampf zu feinen Wassertropfen, die sich dann sichtbar auf der kühleren Oberfläche niederschlagen.
Wie stark die Luft gesättigt ist, und wie nah sich ihr Zustand an der Sättigungslinie befindet, beschreibt die relative Luftfeuchte. Bei unterschiedlichen Temperaturwerten kann die Luft unterschiedliche Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen. Dabei gilt grundsätzlich, je höher die Temperatur ist, desto mehr Wasser kann aufgenommen werden. Zudem gibt es bei jeder Temperatur einen bestimmten Punkt, an dem es der Luft nicht möglich ist, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Diesen Punkt bezeichnet man als Sättigungs- oder Taupunkt. Ab hier beginnt sich Kondensat zu bilden.
Das geschieht auch mit dem Oldtimer in einer Garage: Die Umgebungsluft unterliegt über den Tagesverlauf hinweg Schwankungen, besonders großen im Frühjahr und Herbst – tagsüber ist sie relativ mild, nachts fällt sie stark ab. Es entsteht eine Temperaturdifferenz zwischen Luft und dem Metall des Fahrzeugs.
Der Taupunkt wird erreicht, Kondensat lagert sich an den Bauteilen ab.
Rost frisst Werte
Der aus der Luft auf den Bauteilen auskondensierende Wasserdampf führt zu einer chemischen Reaktion, der sogenannten atmosphärischen Korrosion – es bildet sich Rost. Dabei trifft Sauerstoff auf Eisen und nimmt ihm zwei Elektronen ab. Es entsteht eine dünne Schicht aus Eisen-II-Oxid. Dieser Prozess ist noch nicht schädlich, im Gegenteil, die Eisenoxidschicht schützt das Eisen vor weiterer Zerstörung. Doch wenn jetzt die Feuchtigkeit vom Kondensat mit ins Spiel kommt, verbindet sich der Sauerstoff nicht mit dem Eisen, sondern reagiert mit den Wassermolekülen. Das Eisen gleicht den Verlust an Elektronen im Wasser aus, indem es Atome abgibt. Dabei löst sich das Eisen langsam auf, das Bauteil wird langfristig zerstört.
Oldtimer sind besonders empfindlich
Alte Fahrzeuge sind aufgrund der verbauten Materialien und Mechaniken häufig viel empfindlicher gegenüber Korrosion als Autos aus moderner Produktion. Sie haben oftmals Risse im Lack oder freiliegendes Metall am Fahrgestell, wodurch sie anfällig für Feuchtigkeit sind. Besonders gefährlich, weil nicht sofort zu erkennen, ist Korrosion im Innenleben des Motors. Hier sind die Teile weder durch Farbe noch durch eine besondere Oberflächenbeschichtung geschützt. Durch geöffnete Ventile dringt die Luftfeuchtigkeit in das Innere des Motors ein, auf den Zylindern und Oberflächen kann sich Kondenswasser bilden. Aber auch Leder, Kraftstoff und Öle nehmen Schaden, wenn es zu feucht wird. Polster- und Textilmaterialien können bei sehr feuchter Luft schnell von Schimmel befallen werden.
Allerdings ist ein absolut trockener Stellplatz mit minimaler Luftfeuchtigkeit auch nicht die richtige Lösung, um den Wert des Oldtimers zu erhalten: Ist die Umgebungsluft zu trocken, wird Feuchtigkeit aus furnierten Armaturenbrettern, Vinylbauteilen wie Cabriodächern oder Innenverkleidungen und aus weichem Kunststoff herausgezogen. Das Material wird spröde und porös, es entstehen Risse.