Moderne Bierbraukunst mit betriebskostensparender Trocknung
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
der Neubau der Traditionsbrauerei Wieninger in Teisendorf bei München ist ganz auf die sichere Lagerung von schmackhaftem Bier ausgelegt. Der Betrieb eines Adsorptions-Trockners garantiert dabei auch bei feuchter Außenluft im Lager eine stets trockene Innenraumluft und damit Sicherheit und Hygiene.
Die Privatbrauerei M.C. Wieninger aus Teisendorf bei München pflegt die Bierbraukunst seit 350 Jahren. Inzwischen produziert sie 16 Biersorten, von Traditionsbieren bis zu leichten Biermischge-tränken. In einem modernen Neubau der Brauerei gärt das Bier nach und reift in 50 Tanks mit Volumen von 100 bis 300 hl. Insgesamt lagern dort 11.000 hl in großvolumigen Edelstahlbehältern, deren Außenwandung auf etwa 0 °C gekühlt wird und die selbst nicht über eine weitere Dämmung verfügen. Eine maximal mögliche Dämmung gegenüber der Außenluft gewährleistet hingegen die Konstruktion des besonders dicht ausgeführten Lagergebäudes. Im Winter beträgt die Raumtemperatur in der Lagerhalle 3 bis 4 °C, im Sommer sind es zwischen 8 und 10 °C. Damit sich auf den Oberflächen der hochwertigen Edelstahltanks kein Kondensat und Eis bilden, wird muss die Raumluft demnach stark getrocknet werden.
Leistungsfähiger Trockner
Der größte Aufwand zur Trocknung des Lagers besteht im Sommer, wenn in die Räume eingeströmte, warme und feuchte Außenluft abkühlt und es an den kühlen Oberflächen zur Kondensation kommt. Deshalb und wegen der tiefen Temperaturen wurde ein leistungsfähiger Adsorptionstrock¬ner „Typ DA 18.000“ des Herstellers Condair eingesetzt. Er kann der Luft in einer Stunde bis zu 32 kg Wasser entziehen. Dazu bläst ein energieeffizienter Ventilator die Raumluft durch einen mit dem Adsorptionsmittel Silikagel beschichteten Rotor. Auf dessen großer Oberfläche adsorbiert die Luft-feuchtigkeit, während sich der Rotor weiterdreht und gegenüberliegend mit heißer Luft regeneriert wird. „Ich kenne Adsorptionstrockner schon seit 15 Jahren und war deshalb von einem Einsatz überzeugt, als es um die Planung des Neubaus ging“, erläutert Bernhard Löw, erster Braumeister bei Wieninger. „Man braucht allerdings ein sehr dichtes Gebäude, um den Ein¬trag von feuchter Außenluft zu minimieren und um sicher und energieeffizient arbeiten zu können.“ Und auch die gewohnte Arbeitsweise musste modifiziert werden: In einer Brauerei wird normalerweise sehr viel mit Wasser hantiert. Nun muss der Wassereinsatz auf das Notwendig¬ste begrenzt werden, auch beim Reinigen. Damit möglichst wenig Bier ausläuft, das dann wegge¬spritzt werden muss, sind Tanks und Anlagentechnik intelligent verrohrt.
Umfangreiche Planung
„Die Verfahrenstechnik ist wasserarm gestaltet, damit nasse Flächen verringert werden“, beschreibt es Thomas Sigle, Abteilungsleiter Anlagenbau der planenden und ausführenden Firma Kiefer Klimatechnik aus Stuttgart. Er ist verantwortlich für das Konzept und die realisierte Technik für das Raumklima. Im Vorfeld stimmt er den Stahlbau mit dem Architekten ab, plante die Lüftungstechnik und erstellte ein Leistungsverzeichnis für die Entfeuchtungsanlage, inklusive notwendiger Montagen sowie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Die Anlagen und deren Dimensionierung legte er nach den Parametern nasse Fußbodenfläche, Luftwechsel durch Infiltration und maximale Außenluft-feuchte aus. Auch er hat gute Erfahrungen mit Adsorptionstrocknern gemacht. „Andere Brauereien machen es nach dem gleichen Prinzip und sind höchst zufrieden“, bestätigt er.
Exakte Feuchteregulierung bei geringen Arbeitstemperaturen
Die geringen Raumtemperaturen im Winter kann ein Adsorptionstrockner am besten bewältigen. Der Trockner läuft vollständig im Umluftbetrieb, eine nennenswerte Infiltration von feuchter Außenluft wird durch die besonders dichte Bauweise der Lagerhalle verhindert. Die Erwärmung der Umluft beim Durchlauf des Sorptionsrotors kompensieren die Kühlaggregate der Tanks, ebenso einen möglichen Wärmeeintrag von außen im Sommer. Unter dem First wird die getrocknete Luft auf 35 m Raumbreite eingeblasen. „Trockene Luft von oben ist gut für den Bediener, weil er dann nicht im Zug steht“, weiß der Braumeister. Unten wird die mit Feuchte beladene Luft wieder in den Kreislauf gesaugt. Die beidseitigen Ausblasdüsen unter dem Giebel verhindern auch stehende Luft. Die kalten Tanks sind der Antrieb für die Raumströmung und den Kaltluftabfall. Die Anlage kann Luft auf Werte von rund 2,5 g/kg trocknen, und das auch bei niedrigen Temperaturen. Das entspricht einen Taupunktzustand der Raumluft kleiner - 5 °C.
Energie mit Synergie
Meist verwenden Adsorptionstrockner die Wärmequellen Dampf oder Strom zur Regeneration des Rotors bei ca. 120 °C. Bei dem Bierlager der Brauerei Wieninger jedoch nutzt man dazu 85 °C heißes Wasser, das bereits vorhanden ist und erzeugt so Syner¬gien. Die Brauerei benötigt heißen Dampf für ihre Prozesse. Diesen produziert ein Holzhackschnitzelkessel. Bisher musste die Abwärme des Kessels im Sommer durch eine separate Kühlung kompensiert werden, immerhin rund 40 MWh pro Jahr. Diese Wärme setzt die Brauerei jetzt zur Regeneration des Sorptionsrotors ein. Ein Nahwärmenetz bringt das heiße Wasser zum Trockner. „Die geringe Trockentemperatur als ansonsten üblich führte aber dazu, dass der Trockner und sein Rotor nun größer ausgelegt werden mussten“, erklärt Achim Ochs, Condair. Der Rotor ist auch tiefer als normal, hat somit ein größeres Volumen und kann dadurch die geringe Regenerationstemperatur ausgleichen. Zusätzlich zum Holzkessel speisen zwei nachhaltige KWK-Anlagen, die Strom aus Klärgas produzieren, Wärme in das Netz.